Architektur: Ein Eckhaus grenzt sich ab
Bei diesem Regensburger Familienheim schirmen Baukörper unterschiedlicher Höhe einen Innenhof von der Straße ab
Eva Bodenmüller
21. November 2018
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Modern, aber nicht wie ein Fremdkörper – so wünschten sich die Bauherren das Haus. Fabi Architekten entwickelten vier Vorentwürfe, aus denen sie auswählen konnten. Entstanden ist ein Komplex, dessen einzelne Elemente den Innenhof einrahmen und das private Leben von der Straße abschirmen.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
Auf: 270 Quadratmetern
In: Regensburg
Experten: Fabi Architekten
Fotos: Herbert Stolz
Das Grundstück und seine Umgebung prägen die Entwurfsidee
Eine Straße mit Busverkehr umgibt das Eckgrundstück auf zwei Seiten. Die beiden anderen Seiten sind von einer bestehenden Bebauung mit Doppelhäusern geprägt. „Wir wollten einen privaten Innenhof, mussten aber die Abstandsflächen zu den Nachbargebäuden wahren“, beschreibt Architektin Nina Fabi den Entwurf. Dieses Dilemma haben die Architekten durch verschiedene Höhen der einzelnen Baukörper gelöst. An das zweigeschossige Hauptgebäude schließt sich ein Seitenflügel an, der aus zwei eingeschossigen Elementen besteht. Auch diese beiden Baukörper weisen eine leicht unterschiedliche Höhe auf.
Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
Auf: 270 Quadratmetern
In: Regensburg
Experten: Fabi Architekten
Fotos: Herbert Stolz
Das Grundstück und seine Umgebung prägen die Entwurfsidee
Eine Straße mit Busverkehr umgibt das Eckgrundstück auf zwei Seiten. Die beiden anderen Seiten sind von einer bestehenden Bebauung mit Doppelhäusern geprägt. „Wir wollten einen privaten Innenhof, mussten aber die Abstandsflächen zu den Nachbargebäuden wahren“, beschreibt Architektin Nina Fabi den Entwurf. Dieses Dilemma haben die Architekten durch verschiedene Höhen der einzelnen Baukörper gelöst. An das zweigeschossige Hauptgebäude schließt sich ein Seitenflügel an, der aus zwei eingeschossigen Elementen besteht. Auch diese beiden Baukörper weisen eine leicht unterschiedliche Höhe auf.
Auf der linken Seite schließt sich die Garage an. Dahinter liegt der Pool, den sich die Bauherren ausdrücklich gewünscht hatten. Durch diese Anordnung entsteht ein Atrium, das nicht gänzlich geschlossen ist. Durch die abgestuften Bauhöhen der Gebäudeteile fällt genügend Licht auf den Innenhof.
Spiel mit Material und Baukörpern
„Unsere Idee bei diesem Entwurf war eine Assemblage, eine dreidimensionale Collage. Wir haben mit der Gebäudehöhe und den Materialien gespielt“, so Fabi. Besonders gut lässt sich dieses Konzept an der massiven vorderen Ecke erkennen. Für die Fenster wurde normales, verspiegeltes und mattiertes Glas verwendet. Damit wurden Holz, Beton und in drei Abstufungen grau gestrichener Putz kombiniert. Ein besonderer Blickfang ist die Outdoortapete, die an der Ecke des Obergeschosses auf das Mauerwerk geklebt wurde. „Die Ecke musste betont werden. Ursprünglich hatten wir an einen Betonvorbau gedacht. Doch das wäre zu aufwendig und zu teuer geworden. Die Outdoortapete ist eine gute Alternative. Sie soll laut Hersteller zehn Jahre halten. Und wenn sie nicht mehr gefällt, kann sie einfach überstrichen oder entfernt werden“, sagt die Architektin.
„Unsere Idee bei diesem Entwurf war eine Assemblage, eine dreidimensionale Collage. Wir haben mit der Gebäudehöhe und den Materialien gespielt“, so Fabi. Besonders gut lässt sich dieses Konzept an der massiven vorderen Ecke erkennen. Für die Fenster wurde normales, verspiegeltes und mattiertes Glas verwendet. Damit wurden Holz, Beton und in drei Abstufungen grau gestrichener Putz kombiniert. Ein besonderer Blickfang ist die Outdoortapete, die an der Ecke des Obergeschosses auf das Mauerwerk geklebt wurde. „Die Ecke musste betont werden. Ursprünglich hatten wir an einen Betonvorbau gedacht. Doch das wäre zu aufwendig und zu teuer geworden. Die Outdoortapete ist eine gute Alternative. Sie soll laut Hersteller zehn Jahre halten. Und wenn sie nicht mehr gefällt, kann sie einfach überstrichen oder entfernt werden“, sagt die Architektin.
Die Betondecke zwischen Erd- und Obergeschoss ragt aus dem zweigeschossigen Kubus heraus und bietet einen Wetterschutz, der sich von der Garage bis zum Eingang zieht. Der Weg vom Gartentor zur Eingangstür wird rechts von einer Betonmauer begrenzt. Ein im Bodenbereich eingelassenes LED-Band dient als Orientierungsleuchte.
Wohnraumgestaltung
Bei der Aufteilung des Innenraums gingen die Architekten einen ungewöhnlichen Weg. Sie planten nicht von innen nach außen, also von den Funktionsbereichen zur Kubatur, sondern legten zuerst die Kubatur fest – selbstverständlich mit Blick auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bauherren. Die Zuordnung der Räume fand dann erst im zweiten Schritt statt.
Bei der Aufteilung des Innenraums gingen die Architekten einen ungewöhnlichen Weg. Sie planten nicht von innen nach außen, also von den Funktionsbereichen zur Kubatur, sondern legten zuerst die Kubatur fest – selbstverständlich mit Blick auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bauherren. Die Zuordnung der Räume fand dann erst im zweiten Schritt statt.
Eine Vorzone erschließt den gesamten Wohnraum. Von hier führt auch eine zweiläufige Treppe in einen Keller- und einen Technikraum einerseits und ins Obergeschoss andererseits. Der 2,50 Meter breite Vorraum lässt sich mit einer Glasschiebetür vom Wohnbereich des Erdgeschosses abtrennen. Der Materialmix aus verputzen Wänden, Sichtbeton und Eichenholz fällt hier direkt ins Auge. In die holzvertäfelte Mittelwand der Treppe ist der Handlauf eingearbeitet. Auch hier erleichtert ein LED-Band die Orientierung.
Gleich hinter der Treppe liegt der Essplatz. Er teilt sich den Luftraum mit der Treppe und profitiert von einer Lichtkuppel, die über dem Treppenauge auf dem Flachdach positioniert ist.
Gleich hinter der Treppe liegt der Essplatz. Er teilt sich den Luftraum mit der Treppe und profitiert von einer Lichtkuppel, die über dem Treppenauge auf dem Flachdach positioniert ist.
Oben sind zwei Kinder- und ein Gästezimmer sowie ein Bad untergebracht. Die offene Fläche um die Treppe wird als Lounge genutzt. Von hier aus geht es auch auf die Dachterrasse, die auf dem seitlich anschließenden Gebäudeteil liegt. Dessen Attika ist so weit hochgezogen, dass sie Wind- und Sichtschutz bietet.
Der Elternbereich liegt nicht in dem zweigeschossigen Gebäudeteil. Er sollte von den Zimmern der Kinder räumlich getrennt sein und liegt im hinteren Gebäudeteil des Seitenflügels. Eine Ankleide erschließt das zum Innenhof ausgerichtete Schlafzimmer und das zur Straße hin orientierte Bad.
Auch im Bad ist eine Lichtkuppel eingebaut. Sie bringt Tageslicht in den Raum, bietet dabei aber Sichtschutz.
Auch im Bad ist eine Lichtkuppel eingebaut. Sie bringt Tageslicht in den Raum, bietet dabei aber Sichtschutz.
Die gemeinschaftlich genutzten Wohnräume gruppieren sich mit dem Elternschlafzimmer um den Innenhof. Angelpunkt ist das Esszimmer. Von hier führt eine wandgleiche, zargenlose Tür in ein Gästezimmer mit separatem Bad. Vom Essplatz geht es einerseits zum Wohnzimmerbereich mit dem dahinterliegenden Elterntrakt …
… und andererseits in die Küche. Kalkstein, wie er im Eingang und in den Bädern verlegt ist, wurde auch im Küchenbereich für den Boden verwendet. „Überall, wo der Boden stark beansprucht wird, haben wir statt weiß geölter Eichendielen Kalksteinbeläge verwendet“, erklärt Fabi. So wurde in der Küche nur im Arbeitsbereich Kalkstein verlegt, während der Sitzbereich am Küchentresen mit Eichendielen belegt ist.
Lichtkonzept und Haustechnik
Für die Beleuchtung haben Fabi Architekten einen Lichtplaner beauftragt. Er hat das Vorkonzept entworfen, das die Architekten dann an die Räume angepasst haben. „Für Lichtberechnungen sind bei komplexen Gebäuden Experten notwendig. Bei Einfamilienhäusern kann es auch ohne gehen, aber mit ihrer Hilfe ist es einfacher“, sagt Fabi.
Lichtkonzept und Haustechnik
Für die Beleuchtung haben Fabi Architekten einen Lichtplaner beauftragt. Er hat das Vorkonzept entworfen, das die Architekten dann an die Räume angepasst haben. „Für Lichtberechnungen sind bei komplexen Gebäuden Experten notwendig. Bei Einfamilienhäusern kann es auch ohne gehen, aber mit ihrer Hilfe ist es einfacher“, sagt Fabi.
Hinter der Attika des zweigeschossigen Gebäudeteils, von unten nicht sichtbar, verbirgt sich eine Fotovoltaikanlage, an die eine Ladestation für ein Elektroauto angeschlossen ist. Auch die Luftwärmepumpe, die ansonsten im Garten stehen würde, hat auf dem Flachdach Platz gefunden. Eine Gasbrennwerttherme und die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sorgen zusätzlich für wohlige Wärme im Haus. Sie kommt über eine Fußbodenheizung in den Raum. Die gesamte Haustechnik lässt sich über ein KNX-Bussystem per Smartphone steuern. „Der Bauherr hat Spaß an Technik und wollte unbedingt diese Funktion“, erzählt Fabi.
Pflegeleichter Garten
Der Garten sollte möglichst pflegeleicht sein. So haben die Architekten bei der großen Terrasse auf zusätzliche Pflanztröge verzichtet. Die Rasenfläche und die Randbepflanzung genügen den Bauherren vollkommen.
Mehr zum Thema:
► Mehr Wohnraum und ein Garten – alles auf dem Dach eines Bungalows
► Basiswissen Licht: Wichtige Fragen & Faustregeln bei der Lichtplanung
► Smart Home einrichten: Diese Begriffe sollten Sie kennen
Der Garten sollte möglichst pflegeleicht sein. So haben die Architekten bei der großen Terrasse auf zusätzliche Pflanztröge verzichtet. Die Rasenfläche und die Randbepflanzung genügen den Bauherren vollkommen.
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Um die Flachdächer würde ich mich nicht sorgen. Sie werden heutzutage mit einem leichten Gefälle ausgeführt, so dass Wasser ablaufen kann. Hinzu kommen moderne Dachbahnensysteme, die ein Leck sehr unwahrscheinlich machen, selbst auf alten Flachdächern ohne Gefälle (wie unserem).
Ich finde die Gruppierung der Gebäude um den Innenhof herum sehr gelungen, die unterschiedlichen Höhen, ebenso die auskragende Geschossdecke als natürlichen Wetterschutz des Eingangsbereichs. Der dreidimensionale Effekt der Outdoortapete ist zudem verblüffend. Was es alles gibt, man lernt nie aus.
Beim Interieur bin ich zwiegespalten. Die Einzelkomponenten — Eichenboden, Betonwände (sehen wunderbar samtig-glatt aus), viel Glas und Weiß — gefallen mir alle. Aber zusammen genommen empfinde ich sie als sehr kühl, v.a. weil es (noch?) weder Teppiche am Boden noch Kunst an den Wänden gibt. Der Halo ist ein weiteres karg-kühles Element, über dem Esstisch fehlt m.E. eine Pendelleuchte, und die Möblierung ist derart kalkuliert, als ob man Angst hatte, etwas 'falsch' zu machen. Aber wie wäre es langweilig, wenn wir alle exakt denselben Geschmack hätten, nicht?
Gut abgegrenzt,
aber mieses FengShui.
Mit Flachdächern hätte ich auch keine Probleme. Die immer wieder zu hörenden Probleme beruhen meiner Meinung nach immer nur auf Pfusch beim Einbau der Dichtkomponenten. Selbst Bitumenbahnen sind, wenn sie entsprechend der Herstellerangaben eingebaut werden, dauerhaft dicht. Leider muss man aber immer wieder beobachten, dass die Dachdecker die Bahnen zwar erhitzen, dann aber vor die Rolle treten, so dass sich ein gutes Stück ohne entsprechende Erwärmung abrollt. Dadurch sind die Bahnen dann prinzipiell auch nur punktuell verklebt. Dichte Nähte allein, machen dann das Dach auch nicht dicht. Heute sind allerdings ohnehin mehrlagige Kunststoffanstriche angebracht. Die halten dauerhaft dicht, sind nahtlos und auch nicht teurer als mehrlagige Bitumenbahnen.
Aber dichte Dächer können ja nicht im Sinne des Handwerks sein, sonst gibt es ja keine mehr oder weniger umfangreiche Folgeaufträge.